Das von Migrantenorganisationen kritisierte Bundesasylzentrum (BAZ) in Grand-Saconnex (GE) hat am Montag seine Türen geöffnet. Im Interesse der Transparenz führte das Staatssekretariat für Migration (SEM) am Mittwoch eine Handvoll Medienvertreter durch das Zentrum.
„Dieses AZB ist Teil der Reform des Asylsystems, die 2016 von der Schweizer Bevölkerung, auch in Genf, angenommen wurde“, erinnerte Anne Césard, Sprecherin des SEM. Es verfügt über 250 reguläre Plätze von den 5000, die im Land zur Verfügung gestellt werden müssen, ein Viertel davon in der Westschweiz. „Diese Plätze sind notwendig“, betonte sie, da die Ankünfte traditionell vom Frühling bis zum Spätsommer ansteigen.
Das neue Gebäude, das den Bund rund 27 Millionen Franken gekostet hat, befindet sich am Ende der Start- und Landebahn des Genfer Flughafens auf einem Grundstück des Kantons. Eine Lage, die es nach Ansicht von Migrantenschützern zu einem Ausschaffungszentrum macht. "Der Begriff Abschiebezentrum spiegelt nicht die Realität wider. Rund 70% der Personen, die sich dort aufhalten, warten auf den Entscheid des SEM", erklärte Frau Césard.
In diesem vom Fluglärm gut isolierten Gebäude werden die Asylsuchenden, aber keine unbegleiteten Minderjährigen, maximal 140 Tage bleiben, bis sie Asyl erhalten, eine vorläufige Aufnahme erhalten oder ihr Verfahren erweitert wird und sie in jedem Fall einem Kanton zugewiesen werden. Es sei denn, sie werden abgewiesen. „Der Vorteil dieses CFA für den Kanton Genf ist, dass ihm weniger Asylsuchende zugewiesen werden“, erklärte die Sprecherin.
Schulbesuch in der Nachbarschaft
Rund 40 Asylsuchende, bislang nur Männer, sind seit Montag in dem siebenstöckigen Gebäude angekommen. Die tägliche Betreuung und die Sicherheit werden von privaten Anbietern sichergestellt. Die Schlafsäle mit sechs oder zehn Plätzen befinden sich in den drei oberen Stockwerken. Das CFA verfügt auch über Gemeinschaftsräume: Fitnessraum, Kursraum und Kinderkrippe.
Im ersten Stock befinden sich die beiden Klassenräume mit jeweils 14 Plätzen, die von den Verbänden kritisiert wurden. Der Kanton Genf hatte geplant, die Kinder im DFZ einzuschulen, doch es wurden auch Plätze in den Grundschulen in der Umgebung gefunden. Die Familien werden somit die Wahl haben, ob sie wie in Vallorbe (VD), Boudry (NE) und Chevrilles (FR) im Zentrum oder wie in Zürich außerhalb des Zentrums zur Schule gehen wollen.
Die Ausgangszeiten des Zentrums, von 09:00 bis 21:00 Uhr, wurden von der Gemeinde Grand-Saconnex festgelegt. Das abgelegene CFA liegt 20 Busminuten vom Bahnhof Cornavin und etwa 15 Gehminuten von Grünflächen entfernt. Im Haus werden wie in den anderen Zentren Aktivitäten für Erwachsene und Kinder angeboten.
Source : Radio Lac